Finde dein bestes Selbst!
Das Jahr neigt sich wieder zu Ende und
Silvester steht vor der Tür. Wie jedes Jahr zu dieser Jahreszeit ist es jetzt
an der Zeit für gute Vorsätze und Änderungswünsche die wir uns für das nächste
Jahr vornehmen! Und wie jedes Jahr werden viele von uns daran scheitern, auch
mir persönlich geht es jedes Jahr ähnlich. Doch wie können wir es nun schaffen
unsere guten Vorsätze und Ziele doch noch Wirklichkeit werden zu lassen? Meine
Antwort darauf:
Nutze Deine Stärken!
Damit meine ich aber nicht unsere Talente,
Kenntnisse und Fähigkeiten, sondern unsere Charakterstärken. Chris Peterson
(2002) versteht darunter einen Verbund von individuellen Unterschieden.
Bestimmte Stärken die jemand besitzt und in unterschiedlicher Stärke gezeigt
werden, werden durch Gedanken, Gefühle und Taten veränderbar und messbar.
Weitere Merkmale von Charakterstärken sind: Charakterstärken wirken auf
verschiedene "Erfüllungen", welche ihrerseits das "gute Leben" ausmachen (für
andere wie für sich selbst). Obwohl durch solche Stärken auch wünschenswerte
Resultate erzielt werden, liegt der moralische Wert in der Stärke selbst, auch
wenn diese keine offensichtlichen, lohnenden Resultate hervorbringt. Wichtig
ist, dass das Zeigen einer Stärke durch eine Person die anderen Personen in der
Umgebung nicht in den Schatten stellt. Wenn das Gegenteil einer in Betracht
gezogenen Stärke ebenfalls eine Stärke darstellt, handelt es sich dabei nicht
um eine Charakterstärke. Die Stärke muss im Verhalten eines Individuums messbar
sein (Gedanken, Gefühle, Handlungen).
Die
Stärke ist klar von den anderen Stärken abgrenzbar und kann auch nicht in diese
übergeführt werden. Jede größere Gesellschaft erstellt Institutionen und
Rituale, die der Kultivierung und der Ausübung von Stärken und Tugenden dienen.
Die Forschung hat 24 Charakterstärken, die in 6 Tugenden eingeteilt werden,
gefunden welche über alle großen Kulturen der Welt gültig sind.
Laut Peterson und Seligman (2004) besitzen Menschen zwischen drei und sieben individuell besonders bedeutsame Stärken, sogenannte Signaturstärken. Dies sind zentrale Stärken einer Person deren Ausübung als besonders belohnend empfunden werden. Um seine individuellen Charakter und Signaturstärken zu finden empfehle ich die Seite https://www.charakterstaerken.org oder die Seite https://www.viacharacter.org/www/.
Wie erkenne ich eine Signaturstärke? Hier ist eine kleine Checkliste für Sie:
- Ein Gefühl des Besitzes und der Authentizität gegenüber der Stärke ("das bin wirklich ich")
- Ein Gefühl der Aufgeregtheit während der Ausübung der Signaturstärke
- Vor allem zu Beginn eine steile Lernkurve, da Stärken bezogene Themen gewählt und diese praktiziert werden
- Kontinuierliches Lernen von neuen Wegen, die Stärke einzusetzen
- Ein Gefühl des Verlangens, in Übereinstimmung mit der Stärke zu handeln
- Ein Gefühl der Unvermeidlichkeit des Gebrauchs der Stärke, als ob man nicht gestoppt oder davon abgebracht werden kann, die Stärke zu zeigen
- Die Entdeckung der Stärke wie bei einer Erleuchtung
- Belebung und Aktivierung statt Erschöpfung nach der Ausübung
- Das Gestalten und Verfolgen von wesentlichen Projekten, welche sich um die Stärke drehen
- Intrinsische Motivation, die Stärke zu gebrauchen
Wenn Sie Ihre Signaturstärken gefunden haben gilt es diese zu trainieren und zu etablieren. Denn es gilt, dass Stärken trainierbar und veränderbar sind. Erhöhte Anwendung/Training der Stärken (besonders der Signaturstärken) führt zu Anstieg in positivem Erleben. Wer eine hohe "Passung" zwischen Stärken und Umgebung hat wird mit hoher Wahrscheinlichkeit mehr positive Erlebnisse in Schule oder Arbeit erleben. Auch die eigene Selbstwirksamkeit wird durch den gezielten Einsatz von Stärken gesteigert. Wie komme ich jetzt zu meinem bestmöglichen Selbst? Ich habe Ihnen eine kleine Anleitung zusammengestellt wie man in kleinen Schritten sein bestmöglichstes Selbst erreichen kann. Ich wünsche Ihnen viel Erfolg hierbei:
Schritte zum bestmöglichen Selbst:
- Nimm dir einige Minuten und wähle einen kommenden Zeitraum aus (z.B.: 6 Monate, 1 Jahr, in 5 Jahren) und stelle dir vor, dass du dein bestmögliches Selbst sehr stark zum Ausdruck bringst. Visualisiere dein bestmögliches selbst so, das es sehr angenehm für dich ist und du daran interessiert bist.
- Stelle dir bis ins kleinste Detail vor, wie du hart gearbeitet und du erfolgreich deine Lebensziele erreicht hast. Du kannst dir vorstellen, dein volles Potential erreicht, einen wichtigen Meilenstein geschafft oder einen Lebenstraum von dir erfüllt zu haben. Hier ist es nicht das Ziel unrealistische Fantasien zu entwerfen, sondern eher sich Dinge auszumalen, die positiv und erreichbar sind.
- Wenn du ein ziemlich deutliches Bild hast, beschreibe die Details. Schreibe über dein bestmögliches Selbst um eine logische Struktur für die Zukunft zu entwerfen und dir so zu helfen, von nebulösen Ideen und fragmenthaften Gedanken, zu klaren und realistischen Zielen zu kommen.
- Vergiss nicht, dass du über Charakterstärken, die du in dieser Vorstellung von dir bemerkst, schreiben sollst.
- Und welche Charakterstärken wirst du brauchen, um dieses bestmögliche Selbst zu verwirklichen?
Manche bevorzugen es, den Prozess umzukehren und zuerst über die Vorstellung zu schreiben, um dann mit diesem Bild in ihren Gedanken spielen zu können.
Beispiele
Ich habe eine große Bandbreite von bestmöglichen Selbst-Geschichten kennenlernen dürfen. Hier sind einige (bitte beachte, dass dies hier nur kurze Momentaufnahmen sind und du in der Übung viel mehr Details berücksichtigen solltest):
- Ich werde bedeutungsvolle Arbeit verrichten, die mich mit Sinn erfüllen wird, da ich täglich Menschen helfen werde, ihre Träume zu erfüllen.
- Ich werde meine Liebe zum Lernen und Neugierde dazu brauchen, wenn ich an die Universität zurückkehre, um über neue Gebiete zu lernen. Ich werde auch meine Soziale Intelligenz nutzen, um Networking mit Personen in helfenden Berufen zu betreiben und somit offen für alle Möglichkeiten bleibe, welche meine Erfahrung erweitern könnten.
- Ich habe ein kleines Unternehmen im Internet gegründet, mit einigen Mitarbeitern die mir helfen. Ich habe einen Weg aus der Arbeitslosigkeit in ein erfolgreiches und erfüllendes Arbeitsleben gefunden.
- Ich werde meine Kreativität nutzen um mein neues Projekt voranzutreiben und mein Kritisches Denken benutzen um mein Produkt möglichst differenziert zu vermarkten und mein Teamwork um mich daran zu erinnern, dass dieses Unternehmen nur mit einem Team funktioniert und nicht ich alleine für den Erfolg verantwortlich bin.
Und was ist mit dir?
Wie sieht dein bestmögliches Selbst in einem Jahr aus?
Literatur
Blickhan, D. (2015). Positive Psychologie. Ein Handbuch für die Praxis. Paderborn: Junfermann
Biswas-Diener, R. (2010). Practicing Positive Psychology Coaching: Assessment, Activities and Strategies for Success. Hoboken, NJ: John Wiley & Sons. Inc.
Duckworth, A., & Gross, J. J. (2014). Self-control and grit related but separable determinants of success. Current Directions in Psychological Science, 23(5), 319-325.
Dweck, C. (2016). Selbstbild: Wie unser Denken Erfolge oder Niederlagen bewirkt. München, Berlin: Piper Verlag GmbH.
Ebner, M. (2016) Positive Leadership und Coaching. Coaching Magazine 3/2016
Niemiec, R. M., Rashid, T., & Spinella, M. (2012). Strong mindfulness: Integrating mindfulness and character strengths. Journal of Mental Health Counseling, 34(3), 240.
Peterson, C., & Seligman, M. E. P. (Eds.). (2004). Character Strength and Virtues: A Handbook and Classification. New York, Oxford: Oxford University Press.
Ruch, W., Martínez-Martí, M. L., Proyer, R. T., & Harzer, C. (2014a). The Character Strengths Rating Form (CSRF): Development and Initial Assessment of a 24-Item Rating Scale to Assess Character Strengths. Personality and Individual Differences, 68, 53-58.
Ruch, W., Weber, M., Park, N., & Peterson, C. (2014b). Character Strengths in Children and Adolescents: Reliability and Initial Validity of the German Values in Action Inventory of Strengths for Youth (German VIA-Youth). European Journal of Psychological Assessment, 30, 57-64
Seligman, M. (2007). Der Glücks-Faktor: Warum Optimisten länger leben. Köln-Mülheim: Bastei Verlag.
Seligman, M. (2012). Flourish. Wie Menschen aufblühen. Die Positive Psychologie des gelingenden Lebens. München: Kösel-Verlag.